Rezension: Codex Monstrorum

Text: Wiki Aventurica René Littek

Codex Monstrorum
Reisebericht mit Kreaturenteil (2008)
DSA 4.1; 160 Seiten; 28.0 €; HC
Heike Kamaris, Jörg Raddatz, Florian Don-Schauen, Peter Horstmann, Tilmann Hakenberg, René Littek, Olaf Michel, Thomas Römer, Christian Saßenscheidt, Alex Spohr und Michael Wuttke

Zunächst einmal: Der Codex Monstrorum ist kein Monsterkompedium, aber ein Monsterquellenbuch. Wer ein umfassendes Monster-Kompendium Myranors erwartet, wird eher enttäuscht sein, wer das ganze als Experiment einer neuen Form von Quellenbuch sieht, kann dagegen wohl zufrieden sein.

Inhalt:

Im Stile eines Reisetagebuchs werden etwa 50-60 ‚Monster‘ aus der Sicht eines Kouramnion-Optimaten beschrieben, darunter viele Altbekannte aus früheren Publikationen, jedoch auch zahlreiche neue Gesichter, die teilweise stimmig an irdische Sagengestalten angelehnt wurden (u.a. Peryton, Kerkopen, Katoblepas, Wiki AventuricaWendigo), teilweise aber auch neu erfunden wurden. Besonders gefallen haben mir persönlich neben den Sagenadaptionen die Wiki AventuricaDonnerschlange (katzenköpfiger Drache mit indianisch-skiresischem Background), die Wiki AventuricaHippocampir (Seepferdchenmenschen), die Wiki AventuricaSphyngias (fiese Nacktkatzenmenschen), der Tetrachiropter (Neristu-Werfledermaus?) und der Vatacheros (Daimonid).
Einige andere Neuschöpfungen mögen für den einen oder anderen jedoch selbst für das chimärenfreundliche Myranor eher unpassend alienhaft wirken, was aber stellenweise an der graphischen Umsetzung liegen mag. Bei anderen Kreaturen ist die Frage, ob nicht schon publizierte Monster besser gewirkt hätten. So hätten es statt der Affenmenschen (Halb-Hariwatun) wohl auch die bereits publizierten Affenmenschen aus ‚Im Namen des Thearchen‚ oder jene Affenmenschen am Fusse der Vinshina-Tafelberge getan und die in ‚Handelsfürsten & Wüstenkrieger‚ erwähnten Wiki AventuricaMonaden wären dem “Monster-AG-Look-a-like“ Wiki AventuricaMonommaten vermutlich auch vorzuziehen gewesen.
Neben den Kreaturen finden sich 3 Pflanzen: Sternapfelbaum, Phrenophoren-Kaktus und der fleischfressende Maulbaum.
Des Weiteren finden sich auch immer wieder Reisepassagen, die man als Bereicherung für eigene Reisebeschreibungen sehen kann, wenn man sich selbst nicht die Arbeit machen will, für eine jeweilige Region selbst eine passende Beschreibung aus anderen SH heraus zu erstellen. Vereinzelt hätte man sich jedoch wünschen können, dass die Tagebucheinträge dann doch mehr mit der Kreatur zu tun gehabt hätten. So tritt beispielsweise der Vatacheros erst am Ende der zweiten Seite der Tagebucheinträge (kurz) auf, wobei das zu diesem Ereignis führende Geschehene auch knapper hätte beschrieben werden können.
Interessant sind auch die Vorschläge, wie die Expedition als eigenes Abenteuer zu benutzen ist, wozu auch eine Karte mit Reiseroute auf der letzten Seite bereitsteht.
Abschließend findet man die Kampfwerte aufgelistet. Für den Zoo-Botanika oder Monsterkompendium gewohnten Leser ist diese Trennung der Kampfwerte und der Beschreibungen zunächst ungewohnt bis störend durch das notwendige Blättern. So gesehen orientiert sich das Format wohl etwas an den neuen DnD-Abenteuern der letzten Zeit, die erst die Orte und Hintergründe aufführen und abschließend die Kampfbegegnungen/Monsterwerte separat aufführen. Die Trennung führt zudem wohl dazu, dass viele Bilder zweimal im fast gleichen Format im Band abgedruckt werden.

Aufmachung:

Der Codex Monstrorum ist ein Hardcover von 160 Seiten Länge. Der Buchrücken ist wohl im Hinblick auf die Tagebuchform leicht verändert worden, was es von den anderen Myranor-Bänden im Regal etwas abhebt. Aber er ist größtenteils im traditionellem Orange gehalten. Der Codex verfügt über ein interessantes Layout im Sinne der Tagebuchseiten mit Anmerkungen. Der Sepia-Druck im Inneren lässt bei einigen Seiten leider etwas den Kontrast vermissen. Das Lektorat scheint etwas unter Zeitdruck gelitten zu haben. So fand sich nach kurzem Überfliegen bereits folgendes auf S.68: aus den Wiki AventuricaKhemosi-Raubaffen wird plötzlich eine kulturschaffende Rasse von Echsenmännern, wobei hier vermutlich die Wiki AventuricaShinoqi aus den Tagebucheinträgen gemeint sein dürften.

Innenillustrationen:

Der Zeichner Wiki AventuricaMichael Jaecks hat neben zahlreichen Ideen auch die meisten Bilder des Bandes beigesteuert (von Wiki AventuricaCaryad stammt leider nur das Gruppenbild der Expedition und drei Nachdrucke bereits bekannter Bilder). Persönlich muss ich sagen, dass ich seinen Stil hier eher gewöhnungsbedürftig finde. Beispielsweise der Diwanoth, im Text als kleiner Abart des Jharranothen beschrieben, wird im Bild eher wie eine 4-beinige boshafte Dämonenspinne dargestellt. Das mag jedoch durchaus beabsichtig sein, wenn der fiktive Kouramnion-Autor/Zeichner seine Reiseabenteuer besonders furchterregend darstellen wollte.