Rezension: Sturm

Text: Wiki Aventurica Dennis Rüter

Sturm
2. Roman der Hjaldinger-Trilogie (2009)
304 Seiten, davon 259 Seiten Geschichte, 2 Karten, 3 für Personen und 24 für’s Glossar; 9€
Daniela Knor

Nach einem langen Sommer zieht mal wieder der Herbst seine Kreise. Sonnenschein kämpft gegen Regen und Graupel darum, was zu uns durchdringt. Was können wir am Boden da tun? Einen Regenschirm mitnehmen und hoffen, dass ihn kein starker Wind aus unserer Hand reißt. Würde Weihnachten mit seiner leuchtenden Dekoration nicht in diese Zeit fallen, wäre sie unerträglich.
Den Wiki AventuricaHjaldingern, als Vorfahren der Wiki AventuricaThorwaler, waren Sklaventum und Paktiererei mit Wiki AventuricaDämonen unerträglich. Doch das Imperium überzog sie mit Krieg, um Land wie Leute des Nordostens unter seine Kontrolle zu bringen. Wie sollten sie dagegen ankommen? Mit dieser Frage setzt sich der zweite Teil der Trilogie Hjaldinger-Saga auseinander. Wie bei allen Myranor-Romanen folgt meine Rezension einige Zeit nach dem Erscheinen, aber noch rechtzeitig vor Weihnachten.

Cover:

Ein hjaldingsches Drachenschiff in stürmischer See – sehr passend zur Thematik des Romans.

Geschichte:

Vor zwei Jahrzehnten eroberte das Wiki AventuricaImperium die Inselgruppe Wiki AventuricaEyjattur vor der Küste Hjaldingards und benannte sie in Serovia um. Nun hat es seine Flotte und Armee in Bewegung gesetzt, um auch den Rest des hjaldingschen Landes zu erobern. Unter den Hjaldingern wird der Widerstand gegen die feindliche Masse organisiert: durch die Sammlung der kampffähigen Nordleute und Überfälle durch kleine Trupps auf die Vorhut der Landstreitmacht. Aber wie werden sich die Hjaldinger in der Schlacht schlagen?
Wie im Vorgänger wird die Geschichte aus vier unterschiedlichen Perspektiven präsentiert, von der eine die Erlebnisse einer imperialen Offizierin (und Spionin) und somit die andere Seite widerspiegelt. Die verschiedenen Blickwinkel beleuchten die Geschichte von mehreren Seiten. Die Frage, ob man nicht doch lieber der Prophezeiung Jurgas Glauben schenken und ausreisen soll, spielt eine wichtige Rolle und spaltet das Nordvolk in der zweiten Buchhälfte. Gerade bei gewissen Vorkenntnissen bezüglich des späteren Thorwal oder nördlichen Myranor macht es Spaß, sich auszumalen, welche Figur unter den Vorfahren welches heutigen Volkes (also im 11. Jhd. BF/48. Jhd. IZ) zu finden sein wird.
Es lässt sich natürlich einwenden, dass der große Plot eigentlich bekannt ist. So bleibt Frau Knor die Ausschmückung von selbigem, die sie aber sehr schön durchführt. Lediglich die große Seeschlacht am Ende wird durch den Verzicht auf ein Kapitel aus imperialer Sicht etwas einseitig geschildert. Dass es in der großen Flotte des Imperiums überhaupt keine Verluste gibt – wie die einseitige Schilderung durchaus nahelegt -, kann ich nicht so recht glauben. Hier wird im dritten Band hoffentlich das Versäumnis ausgemerzt.
Magie findet vor allem in Form der Runenbilder der Hjaldinger statt, was doch vertretbar ist. Erst am Schluss taucht eine dämonische Wesenheit der nachtblauen Herrin auf (wie Utulus heutzutage zu sagen pflegen). Die komischen Chimären aus dem ersten Band spielen seltsamerweise keine Rolle.

Charaktere:

Die vorkommenden Personen sind allesamt als fühlende Wesen mit Stärken und Schwächen beschrieben. Dies macht sie durchaus sympathisch. Selbst der gewalttätige Gautaz Dagurssun kommt nicht als dumpfer Haudrauf daher, sondern kümmert sich als Hersir (Anführer) auch um seine Sippe. Vardur Arnarssun wird quasi selbst Hersir seiner Sippe. Sein Halbbruder Xelias hat jetzt endlich den Raum, den eine Hauptfigur in einem Roman braucht. Und die Aldangara-Spionin als Vertreterin des Imperiums bekommt ebenso Raum. Neue Hauptfiguren werden also nicht eingeführt, aber das hätte dem Buch sicher nicht gutgetan, weil die Geschichte dann bei gleicher Seitenzahl auf zu viele Personen aufgeteilt worden wäre.
Die Nebenfiguren stehen den Hauptakteuren in nichts nach, was Stärken und Schwächen angeht. Irgendwie fehlt jedoch noch ein wenig, um sie wirklich ins Gedächtnis einzubrennen. Das liegt vielleicht daran, dass die Nordleute sich doch relativ stark zurückhalten in Ausbrüchen von Emotionen.

Schauplätze:

Die Handlung spielt im nordöstlichen Myranor, wobei die Inseln von Serovia als Horasiat im Entstehen kaum, dafür die Gebiete Hjaldingards mit seinen kleinen Dörfern und Wäldern umfangreich beschrieben sind. Allerdings konzentriert sich das Volk auf die Küste, sodass es nicht weit in die Gebiete im Westen geht. Ob dies schlimm ist oder nicht, muss jeder selbst entscheiden. Ich finde es vertretbar und dem Plot angemessen.
Dabei werden kulturelle Eigenheiten nicht vergessen, zum Beispiel, wie die Wahl zu einem Hersir abläuft. Ob mehr Kultur (und Magie und Religion) dem Buch gut getan hätte? Ich finde, bei dem Seitenumfang ist das Verhältnis angemessen. Hochzeitsriten zum Beispiel würden den Umfang sprengen. Ein paar mehr Unterschiede der Kulturen lassen sich aber sicher im dritten Band unterbringen.

Wiedergabe Myranors im Buch:

Einige einheimische Tierarten finden ihre Beschreibung: Danthreki-Lasttiere mit sechs Beinen und Rüsseln und Turtelwürmer sind mir im Gedächtnis haften geblieben. Hier hätte es ruhig etwas mehr sein können. Von den Nichtmenschen des Nordens gibt es leider kein Auftauchen, nur einige Namensnennungen. Auch die Nichtmenschen weiter südlich spielen keine Rolle. Nicht ein amaunischer Offizier oder zwangsverpflichteter Wiki AventuricaRisso-Kampfschwimmer hat seinen Weg ins Buch gefunden. Bei diesen Dingen, auch einheimischen Pflanzen, bringt der dritte Teil hoffentlich mehr Vielfalt – wenn wie erwartet gewisse Hjaldinger nicht übers Meer segeln, sondern sich in die Wälder zurückziehen.

Fazit:

Cover: 5 von 5 Sternen
Story: 4 von 5 Sternen
Charaktere: 4 von 5 Sternen
Schauplätze: 4 von 5 Sternen
Wiedergabe Myranors: 3 von 5
Gesamt 4 von 5 Sternen (5 ist die Bestwertung)

Eine gelungene Fortsetzung der Saga, wenn auch einige Kleinigkeiten den sehr positiven Gesamteindruck ein wenig drücken. Die Entdeckung Aventuriens durch die Reisenden und der inneren Wildnis durch den „ortsfremden“ Neu-Hjaldinger machen schon Lust auf den dritten Teil.